Barbaren – Wut

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Barbaren – Wut
PC Records | CD

Ein wilder Mix aus harten Rockelementen, Metal- bzw. Deathcore, Industrial und Neue Deutsche Härte, so klingt das dritte Studioalbum der Barbaren und ja, es ist schon ein ziemliches Brett geworden, ohne Wenn und Aber

Um ehrlich zu sein, als ich den Werbetext gelesen hatte, dachte ich mir, dass man da schon ziemlich auf die Kacke haut, da wird mal wieder die Werbetrommel ordentlich geschlagen. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es passt, denn das dritte Album der Barbaren ist schon ein ziemlich heftiges Brett geworden und es knall ordentlich rein. Aber fangen wir mal ganz entspannt an. Gute fünf Jahre sind ins Land gezogen, bis wir in den Genuss des “Koma” Nachfolgers kommen sollten und in der Zeit hat sich bekanntlich so einiges getan. Also genug Irres und krankes um neues Textmaterial zu formen und in neuen Klängen zu verpacken und diese sind für Freunde und Sympathisanten der harten musikalischen Gangart ein wahres Hörvergnügen.

Gut, wer um das musikalische Multitalent weiß, der hier für die Musik verantwortlich ist, dem wird es erst einmal nicht verwundern, immerhin steckt jede Menge Können und Einfallsreichtum in der Schaffenskraft. Doch damit nicht genug, hier übertrifft man sich noch einmal selbst. Diese unglaublich vielschichtige Klangkulisse, mit allen Intensitäten, Extremen und raffinierten Wendungen, sucht wirklich seinesgleichen. Die Menge an unterschiedlichen Stilrichtungen auf diesem Studioalbum sind schon enorm, sie reichen von klassischen Hardrock über Metal- bzw. Deathcore Sound bis hin zu experimentellen Stilen wie Industrial und Neue Deutsche Härte. Das alles wird dazu noch mit jeder Menge passend eingesetzten Effekten untermalt. Mal bricht es wie eine brachiale und entfesselte Wut – wie passend – auf einen ein und dann gibt es diesen Moment, in dem beispielsweise ein melancholisch anmutender Gitarren-Riff das Lied einleitet. “Wut” ist atmosphärisch ein echtes Schwergewicht, die Lieder schlagen teilweise echt schwer aufs Gemüt, da man gänzlich darauf verzichtet, die Hörerschaft, mit Samthandschuhen anzupacken. Wenn sich diese umfangreiche Klangkulisse dann noch mit den schweren, teils wirklich hart emotionalen Themen vereint, braucht es schon was, um das Material zu verdauen.

Textlich gibt sicherlich viele Bands bzw. Künstler, die eine besondere Art und Weise im Schreiben haben und diese dann vorzutragen. Und dann gibt es solche, wie in diesem Fall der Barbaren Sänger, der auf eine ganz eigenwillige, ausgefallen Art damit umgeht, schwere Themen in Liedtexte zu verwandeln. Selbst musikalischen Kampfansagen gegen das Establishment, gegen die politische Obrigkeit, die logischerweise jede rechtspolitische Band spielt, werden hier anders verpackt. So kommt man einfach nach dem Lied “Politgewissen” nur Kotzen. Hart wird es dann allerdings, wenn Lieder wie “Still” oder “Hinter Wolken sich versteckt” abgespielt werden. Nicht nur durch bedrückende Musik und tiefgreifende Texte, sondern auch durch Einspieler zu Anfang und inmitten der Lieder sind diese unglaublich hart geschaffen. Das Lied “Still” beschäftigt sich mit dem abartigen und widerlichen Problem der Pädophilie und den Opfern dieser kranken Subjekte. Ich denke mal, hier muss ich keine weiteren Worte verlieren, oder? Es gibt für diese Subjekte nur eine Strafe und dies ohne Kompromisse. Mit oder “Hinter Wolken sich versteckt” wird ein Thema behandelt, welches meiner Meinung nach, viel zu selten Beachtung bei uns findet. Es geht um Mobbing, um seelische Schikane und welche Grausamkeiten die Opfer durchleben. Gerade in heutiger Zeit, wo Mobbing nicht mehr am Schultor aufgehört hat, wie es meistens der Fall war. Nein, in diesen digitalen Zeiten geht es weit darüber hinaus und findet auf so vielen unterschiedlichen Ebenen statt, sowohl im realen Leben als auch in den digitalen Weiten, auf sogenannten “Sozialen Medienplattformen”. Wenn man mich fragen würde, welches Lied ich zum “Lied 2022” wählen würde, dann würde ich “Hinter Wolken sich versteckt” nennen.

PC Records hat erneut die Produktion übernommen und das neue Werk in einem Digi auf die Hörerschaft losgelassen. Optisch macht das Teil was her, wobei das Innenleben mich mehr überzeugt als das Frontmotiv, dies finde ich irgendwie langweilig. Da hätte man sich, was Besseres einfallen lassen können oder das Covermotiv vom Beiheft in farblich angepasster, abgeänderter Variante nehmen sollen, das hätte was gehabt. Nun ja, dafür ist das Innenleben vom Beiheft richtig schick gestaltet, alle Texte und dazu passendes Bildmaterial. Das sieht schon stark aus.

Mit dem dritten Studioalbum “Wut” hat man unter dem Banner der Barbaren wirklich ein verdammt mächtiges, aber auch schweres Werk abgeliefert. Einzelne Lieder hier zu nennen ist sicherlich nett, repräsentiert aber nicht ansatzweise das gesamte Album und dieses muss man in seiner Gesamtheit hören. Man sollte aber auch schreiben, dass man sich hier auf eben ziemlich stark emotionale und schwere Kost einlassen muss, hier wird nicht schöngeredet oder verherrlicht. Hier gibt es klare Worte, sozialkritisch, emotional und teils auch dramatisch. Ein verdammt starkes Album zum Jahresende und ja, das Teil fetzt. Endgeiler Silberling!

Titelliste:
01. Wut
02. Flieger
03. Knochenmann
04. Politgewissen
05. Wir gegen uns alle
06. Still
07. Agnus dei (2022)
08. Hinter Wolken sich versteckt
09. Feindfahrt
10. Big Brother
11. Nur die Straßen
12. Feindbild

Hörprobe – Barbaren – Big Brother:

 

Barbaren – komA (CD)

Author: Frontmagazin
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2 thoughts on “Barbaren – Wut

  1. Sehr gute und knallharte Veröffentlichung zum Jahresende. Schön hart gespielte Musik Metalmäßig und HC. Na aber zu den Texten passt es eben so ein Donnerschlag aus dem Himmel auf die Erde zuwerfen um uns damit zu quälen. Nein wer der den härteren Klängen Fan ist und nicht abgeneigt ist der hat hier eben sein hartes Orakel., was er natürlich immer wieder selbst anwerfen kann/muss wenn er nicht total bekloppt oder besser gesagt gegretet ist um Strom für das Klima zu sparen. Ansonsten stimmt alles wie bei den Vorgängerwerken der Brandenburger-Truppe, ZUGRIFF lautet der Befehl!!! 🙂

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