Feuer Frei – Ehre
Das Zeughaus | CD
Da haben wir nun das zweite Studioalbum von Feuer Frei und ich sage es gleich zu Anfang, ich war verdammt skeptisch und pessimistisch, was dieses Werk anging, nachdem ich die Hörprobe gehört habe. Aber gut, vorschnell urteilen ist generell keine gute Idee, also abwarten und nachdem das Werk sich inzwischen einige Tage durch die Anlage gedreht hatte, ergibt sich ein komplett anderes Bild der neuen Studioscheibe.
Gute drei Jahre sind seit dem Erstlingswerk “Hoffnung” vergangen, der Nachfolger hört auf den Namen “Ehre” und sorgte bereits vor Veröffentlichung für ordentlich Gesprächsstoff. Ob dies jetzt daran lag, dass man beim Hörprobenmix eine ungünstige Auswahl an musikalischen Ausschnitten gewählt hat, oder die Hörerschaft einfach grundlegend etwas skeptisch war, da das Erstlingswerk ja nun auch nicht das Klangzeugnis der Spitzenklasse darstellt, mann wird letztlich wohl nicht erfahren, woran es lag. Eines ist jedoch sicher, das neue Album ist mehr als die akustische Ankündigung und weitaus besser als der erste Anschein vermittelt.
Dreizehn Titel umfasst das neue Album “Ehre”, dabei handelt es sich allerdings einmal um einen Einklang (Intro) und einmal um einen Ausklang (Outro), haben wir letztlich dann also elf neue Lieder mit stimmlicher Begleitung. Und wie schon bei Erstlingswerk, so spielt auch hier wieder die Stimme des Sängers eine tragende und wichtige Rolle, vielleicht medial sogar mehr noch als bei einigen anderen Bands. Warum? Vor einigen Jahren hat man mit einer wirklich genialen Coverversion von “Mein bester Kamerad” – im Original von Sleipnir – für Aufsehen und Begeisterung gesorgt. Zu Recht, denn die Darbietung der Nummer ist wirklich großartig umgesetzt und der Sänger beweist hier echtes Können. Wer allerdings mit solchen musikalischen Geschützen feuert, der muss sich aber auch im Klaren sein, dass da die Erwartungen entsprechend hoch bei weiteren Nummern sind. Ich möchte das Erstlingswerk jetzt nicht völlig schmälern, dennoch hat es meine Erwartungen nicht erfüllt und bliebt weit hinter der Darbietung der nachgespielten Version. Was im überwiegenden Teil daran lag, dass der Gesang vom klaren stimmlichen Ton, in kratziges Grölen umschlug. Zumindest teilweise und dies sollte einfach nicht sein bzw. passt irgendwie überhaupt nicht. Hat man aus diesen “Fehlern” gelernt, mit den Liedern der neuen Scheibe? Bedingt, ich hab es nicht erwartet, es mir zwar irgendwie gewünscht, aber nicht damit gerechnet, hier nun nur Klargesang zu hören und so ist dem auch. Erneut werden am Gesang unterschiedliche Töne angestimmt, allerdings hat man sich dieses Mal wesentlich mehr Mühe gegeben und die rockige Stimmlage nicht ganz so kratzig klingen zu lassen. Es wurde eine angenehme Stabilität eingebracht, trotz härterer Gangart ist das Können nicht unter nervtötenden Krächzen verstummt und bietet somit eine interessante Abwechslung.
Thematisch zelebrieren Feuer Frei ein angenehmes Wechselspiel, mit Liedern wie “Standarte” oder “Im Felde geblieben” ist man in der Vergangenheit verankert und thematisiert so manches schicksalshafte Leben und Wirken der alten Soldaten unseres Volkes. Das Schicksal von “Dresden” wird im gleichnamigen Lied ebenfalls thematisiert. Mit beispielsweise dem Lied “Hass” geht es in die Gegenwart zurück und es wird der Selbsthass reflektiert, der unserem Volk auferlegt wurde. Ziemlich persönlich und recht emotional geht es beispielsweise in der Nummer “Familie” zur Sache, um die wichtigste kleine Gemeinschaft, die existiert. Diese und die weiteren Lieder wurden mit fast ausschließlich mittel schnellen, ziemlich melodischen Klängen arrangiert. Keine Frage, das Album ist eine wirklich hörbare Steigerung zum Erstlingswerk und wurde stellenweise in sozialen Netzwerke eindeutig zu Unrecht vorverurteilt. “Ehre” ist ein wirklich schönes Album, emotional, einfallsreich und gekonnt umgesetzt.
Dieses Mal ist Das Zeughaus für die Produktion verantwortlich und dort gibt man sich bekanntlich Mühe bei der Arbeit. So auch im Fall von “Ehre”, der Silberling wurde einwandfrei abgemischt und bietet einen klaren und dennoch nicht monotonen, sterilen Klang. Das Studioalbum erschien ganz klassisch und ausschließlich im Jewelcase, was sicherlich einige freuen dürfte. Die Aufmachung kann sich sehen lassen, optisch ist das ganze ziemlich schick um kulturell-historisch aufgemacht. Die letzte Seite vom Beiheft bietet eine freie Fläche, die man, sofern man es möchte, zum Notieren von Gedankensplittern und Meinungen zu diesem Album nutzen kann. Was ist persönlich etwas schade finde ist die Tatsache, dass die Texte im Beiheft fehlen. Der Aspekt, die Gestaltung durch die Bilder sprechen zu lassen ist sicherlich nicht verkehrt und funktioniert stellenweise, dennoch lässt es die Gestaltung auch irgendwie etwas unfertig wirken. Sieht man von den fehlenden Texten ab, bekommen wir eine durchaus gelungene Produktion geboten. Musikalisch und gesanglich haben sich Feuer Frei gesteigert, mit “Ehre” gibt es ein Album geboten, dass sich nach kurzer Zeit als ziemlich stimmungsvoll und interessant herausstellt!
Titelliste:
01. Einleitung
02. Fallen
03. Standarte
04. Hass
05. Melodien der Freiheit
06. Im Felde geblieben
07. Familie
08. Ich vermisse Dich
09. Dresden
10. Eure Schuld
11. Gebe frei
12. Zinnsoldat
13. Ausklang
Hörprobe – Feuer Frei – Familie: