Stereotyp – Für oder Wider
OPOS Records | CD
Progressiver, nonkonformer Rock, Stereotyp liefert sein zweites Werk ab…
Wer der Meinung ist, das alle großen Werke in diesem Jahr bereits erschienen sind und seine eigene Toplist fertig und scheinbar unanfechtbar aufgestellt sei, der sollte doch noch einmal kurz inne halten. Ein Blick in Richtung OPOS Records und man wird festellen, dass eine weitere Produktion aus dem Hause die Formation der musikalischen Hochkaräter noch einmal ordentlich aufwühlt und neu aufstellen lässt. Die Rede ist von “Für oder Wider”, dem zweiten Album von Stereotyp.
Da hat man sich zum Abschluss etwas einfallen lassen und ein musikalisches Feuerwerk aufgestellt. Feuer frei. Aber fangen wir erst einmal an, erinnert ihr euch noch an das Jahr 2013? In diesem Jahr erschien das erste Album von Stereotyp und schon damals brach der musikalische Workaholic aus vorgeschriebenen Bahnen aus. Man war durchaus gespannt wie es weitergehen würde bei Stereotyp. Das Warten auf eine weitere Vollscheibe sollte sich dann doch bis 2019 ziehen – nun aber, im heute angekommen, erklingt der Nachfolger “Für oder Wider” und dieser lässt die erste Scheibe dann auch einfach mal frech und frei hinter sich stehen. Stereotyp waren ihrer Sache damals schon voraus, aber im hier und jetzt setzt man sich selbst völlig neue Maßstäbe. Das musikalische Schaffen überwindet szenetypische Grenzen, bricht aus dem Muster aus und zelebriert ein Hörvergnügen der anderen, besonderen Art und Weise. Progressiver Rock aus deutschen Lande, rechts vom Mainstream. Jedoch ohne dabei in stumpfe Parolenpropaganda zu verfallen, was man sich aber auch hätte denken können, oder? Wie auch immer, textlich ist das Album richtig schön durchdacht. Sozial- und kapitalkritisch, revolutionär und identitär, damit lässt sich das Textgut wohl passend beschreiben. Sei es eine Kampfansage an diese, von ihren Werten und Idealen befreite(n) Generation(en), es gibt die Geschichte von dem Visionär, auch in einem jedem von uns, mit Liebe und Verstand für dieses Land und dem Wunsch nach freiheitlichen und friedlichen Veränderungen. Aber auch historischen Tatsachen wird textlich das Vergessen entzogen und daran erinnert, wie es damals war und was geschehen ist. Oder eine emotionale und mitreißende Liebeserklärung an die Jungendzeit und den kleinen Rebell im Jungen, der doch eigentlich nie erwachsen wurde, oder vielleicht doch? Es teffen Emotionen auf Reaktionen im musikalischen Gewand.
Jeder einzelne, zeitgemäße Text trägt je ein musikalisches Kleid welches jeweils für sich eine Individualität repräsentiert. Und doch, trotz allem ist es am Ende das Gesamtwerk, dass sich als musikalisches Mach(t)werk am Ende in seiner ganzen Pracht entfaltet. Melodisch, teils zügig, mal etwas ruhiger und sogar balladesk, es wird wird das komplette Programm gespielt. Dabei erhält der Stereotyp Sänger sogar Unterstützung von einer Dame und von Rico. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es keine Erläuterung bedarf was die Leistung beider Gaststimmen, speziell zuletzt genannter Sangeskraft angeht?!
Die größten Revolutionen keimten aus Träumen und Visionen und die großen Herrscher und Lenker, wahren nichts ohne ihre Denker […] Bleib immer Denker, Dichter, Träumer, bleib Visionär, da draußen wartet noch viel mehr, du kannst noch so viel bewegen im Leben, da draußen ist noch mehr, sei Visionär.
– Visionär –
Progressiver, nonkonformer Deutschrock wider dem Zeitgeist, ein Album mit einer unglaublichen Energie sowie grandiosen Einfallsreichtum und Können. Stereotyp meldet sich mit “Für oder Wider” zurück und lässt dabei mal eben locker die bereits Großen, gestandenen Veröffentlichungen in diesem Jahr hinter sich. Im Studio hat man alle Regler auf Innovation gestellt, dies hört man auch an der Produktion. Eine ungemein starke Klangkulisse erschallt aus den heimischen Boxen, klar und deutlich. Auch optisch macht das Teil echt was her, auch in diesem Punkt hat man sich von klassischen Gestaltungsstrukturen getrennt und ein ansehnliche, schlichte und doch aussagekräftige Aufmachung entwerfen lassen. Selbstverständlich sind alle Texte im Beiheft.
OPOS Records hat sich nicht lumpen lassen, man hat zwar angekündigt das noch was großes kommen würde. Das erschien allerdings eher unwahrscheinlich, angesichts der erst kürzlich veröffentlichten neuen Vollscheibe “Bis zum Horizont” von Confident of Victory. Erwartet hat man zwar das “Für oder Wider” Album, aber nicht das, was mit dem Erscheinen des Tonträgers daherkommen würde.
Solche Produktionen braucht die rechtspolitische Musikbewegung, solche Text sind notwendig und weisend für zeitgemäße Widerstandformen. Dieses Album gehört nach ganz oben, wenn es nicht schon dort angekommen ist. Von der ersten bis zur letzten Minute eine Meisterleistung, das Teil überwindet Grenzen und Mauern in den Köpfen. Musik für Visionäre und Pflichtprogramm für jene, die, die Zeichen der Zeit erkannt haben!
Titelliste:
01. Wer.wo
02. Noch mach ich mit
03. Fühle Me(e/h)r
04. Holzschwert
05. Nimm mich mit
06. Millionen Funken
07. Visionär
08. Wir werden nie…
09. Auf die Freundschaft
10. Für oder Wider
11. Alle gegen Alle
12. Der Tag kommt
13. Tragödie
14. Gib ihnen Kraft
Hörprobe – Stereotyp – Holzschwert:
Gute Besprechung! Dem ist im Grunde nichts hinzuzufügen. Eine Erwähnung wert ist vielleicht noch Lied Nr. 14 des Albums. Es ist eine sogenannte “Versteckte Tonspur” (findet also keine Erwähnung im Beiheft). Und beim hören des Liedes, dürfte einigen die Melodie bekannt vorkommen. Jawohl, natürlich handelt es sich um “Solidarity” von RAHOWA, welche es seinerzeit selber ja schon von der linken Punkband ANGELIC UPSTARTS nachspielten. Und nun kann man es auch mal auf deutsch hören, schöne Sache wie ich finde. STEREOTYP haben mir vorher durch ihren recht eigenen Stil schon gefallen, aber mit “Für oder wider” haben sie sich echt nach oben gespielt (auch textlich). Top!